Das pädagogische Konzept der School for Life kann man als Leitlinie verstehen, an der sich das Team immer wieder orientiert. In der Wirklichkeit werden die Ziele mal mehr, mal weniger und in ungünstigen Zeiten vielleicht auch gar nicht erreicht. Man braucht Phantasie, den Willen zur „best practice“ und einen langen Atem.
Entdeckendes Lernen
Kinder sind, wenn man sie nicht behindert, aktive Mitgestalter ihrer Lernprozesse. Sie sind neugierig, eigenmotiviert, lernen im Versuch und Irrtum, bevorzugen die Verbindung von ‚Theorie’ und ‚Praxis’, die Chance eines ‚learning by doing’. Die Farm kann man wie eine Basisstation Jules Verne’scher Entdeckungsreisen verstehen. Der Erwerb von Wissen, von Fähigkeiten und Fertigkeiten dient dem Fortgang der von den Kindern betriebenen Projekte. Die Pädagogen wirken nicht mehr wie Dompteure, die die gesamte Klasse über einen Leisten zu scheren versuchen, sie sind vielmehr Anreger, Entwicklungsbegleiter, Assistenten der Forschungs- und Entdeckungsreisen.
Auf die eigenen Füße fallen
Bei den berufsbildenden Schulen gehen die Vorstellungen der thailändischen National Education Kommission ein deutliches Stück über den Stand der internationalen Diskussion hinaus. Sie sollen zu „Entrepreneurial Schools“ weiterentwickelt werden und die Absolventen mit einer Doppelqualifikation ausrüsten: der Fähigkeit zum teamfähigen Arbeitnehmer wie auch der Befähigung zum „innovative entrepreneurship“ mit der Schaffung von Arbeitsplätzen. Die Pilotstudie „The Development of Entrepreneurial Schools in Thailand“ (Zimmer / Puntasen / Suksirikul / Wawsri 2001) prägt auch die School for Life.
Das Ziel lautet: Erziehung zum Unternehmensgeist. Ein innovativer Entrepreneur ist ein Habenichts, der an einer unternehmerischen Idee feilt und sie im Markt verwirklicht. Sein bestes Kapital ist eine gute Idee, die zur Verbesserung von Lebensqualität beiträgt. Dieser andere Unternehmer handelt sozial und ökologisch verantwortlich und kommt ohne die Plünderung von Ressourcen aus. Untersucht man Lebensläufe von Menschen, die den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt haben, fällt auf, dass sie bereits in ihrer Kindheit unternehmerische Initiative entfalteten und mit konventioneller Schule eher ihre Schwierigkeiten hatten. Die School for Life will einen Rahmen schaffen, der Kinder und Jugendliche darin ermuntert, auf spielerische Weise – ohne den Zwang der Existenzgründung – unternehmerische Ideen zu entwickeln und zu erproben. Kinder und Jugendliche bereiten sich damit auf spätere Situationen vor, in denen es wichtig sein wird, sich und anderen einen Arbeitsplatz zu schaffen (statt nicht vorhandenen hinterherzulaufen) und Armut zu überwinden. Entrepreneurship Education bedeutet nicht die Ermunterung zur ungebremsten Beteiligung an einer sich rascher drehenden Konsumspirale, sondern die Erziehung zur intelligenten Bescheidenheit mit dem Ziel hoher Lebensqualität bei knappem Verbrauch von Ressourcen.
Entwicklung des Gemeinwesens
Community Education bedeutet „learning in, with and for the community“. Lernen wird als Beteiligung an einer nachhaltigen Entwicklung des Gemeinwesens verstanden. Community Schools öffnen sich nach innen und außen und beteiligen sich an der Entwicklung und Gestaltung des Gemeinwesens. Die School for Life und das nahe gelegene Dorf Pongkum bilden ein Netz, das solchen Entwicklungen im Kleinen dienlich ist. In Beispielen: Die Farm schafft Arbeitsplätze für Menschen aus dem Dorf und vermittelt ihnen Kompetenz im Bereich ökologischer Landwirtschaft. Die Dorfschule entwickelte zusammen mit Kindern und Gästen der School for Life einen Wertstoffhof, der dem Recycling des Dorfmülls dient; die Kinder werden zu Managern und Sachverständigen des Recycling.