Die Absicht, von der Fixierung an Schulfächer wegzukommen und das Curriculum mehr auf Schlüsselprobleme und –situationen zu beziehen, unterstellt nicht die Unbrauchbarkeit akademischer Wissensbestände, sondern bedeutet, Wissen unterschiedlicher fachlicher Herkunft auf realitätsnahe Problemstellungen zu fokussieren und zu deren Lösung heranzuziehen. Der Ort, der sich hier anbietet, ist ein thematisch umgrenztes kleines Center of Excellence, ein Raum der Verbindung von Reflexion und Aktion, ein Labor für vertiefende, praxisbedeutsame Studien. Diese Orte sollen wichtige lokale und regionale Themen widerspiegeln.Curriculumentwicklung im Rahmen des Projektes bedeutet, den staatlichen Lehrplan auf die Inhalte hin zu untersuchen, die sich in solchen Centers of Excellence verwenden lassen und dort in einen sinnstiftenden Zusammenhang gestellt werden können. Der staatliche Lehrplan wird damit nicht infrage gestellt, sondern in Teilen anders organisiert und durch Erfahrungswissen ergänzt. Die folgenden Lernorte finden einstweilen schrittweise in der Entwicklung noch ‚unter den Bäumen‘ statt:
Ökologische Landwirtschaft
Dieser Lernbereich dient der Erkundung von Möglichkeiten ökologischer Landwirtschaft. Hier können Studien zum chemiefreien Wachstum landwirtschaftlicher Produkte betrieben werden. Der Umgang mit nützlichen und schädlichen Insekten kann ebenso Thema sein wie die Wiederansiedlung von bedrohten Schmetterlings- und Vogelarten. In der Verbindung von Ökologie und Ökonomie stellt die Farm ein lernintensives Setting dar, denn es geht neben der Deckung des Eigenbedarfs auch um den Vertrieb der Produkte, um die Erschließung von Marktnischen in einem durch das chemielastige Agrobusiness dominierten Umfeld.
Zu den späteren beruflichen Möglichkeiten der Kinder und Jugendlichen gehört die einer Tätigkeit im Bereich des kulturell sensitiven Tourismus. Früh übt sich: Kinder können lernen, Pfade in den Wald zu legen, den der Heilpflanzen, der wilden Gemüse und Früchte, der Insekten oder der Naturfarben; sie lernen den Wald als einen nachhaltig zu bewirtschaftenden Supermarkt kennen, aus dem man viel von dem
beziehen kann, was man zum Leben braucht. Die Kinder und Jugendlichen können Gäste auf ein ‚Soul Trekking’ mitnehmen. Sie können Kenner ihrer Region, der Dörfer, der Märkte, der heißen Quellen, der Natur- und Kulturlandschaft werden und Gäste teilhaben lassen.
Der Lernort ist ein von den Familien betriebenes Restaurant auf der Farm mit Jugendlichen als Köchen und Experten für nordthailändische Spezialitäten. Es gibt Vorerfahrungen dazu: In Manila wurde in den achtziger Jahren „Hapag Kalinga“ gegründet, ein Restaurant der oberen Mittelklasse mit Speisen philippinischer Regionen. Unter der Assistenz Erwachsener waren Straßenkinder die Betreiber von „Hapag Kalinga“. Schule war, was man lernen musste, um auf dem Großmarkt gute Produkte zu kleinen Preisen zu kaufen, um sehr gut zu kochen, freundlich zu servieren, zu kalkulieren, zu werben und die Qualität aufrecht zu erhalten. Die Gäste damals – von der Präsidentin Aquino bis zum Zufallsbesucher – bewunderten die Professionalität und den wilden Charme der Kinder.
Sport und Bewegung sind wesentliche Elemente in der pädagogischen Konzeption der Schule. Beim Klettern, Balancieren oder Toben experimentieren die Kinder mit ihrer Geschicklichkeit und testen eigene Grenzen aus. Ziel eines sportdidaktischen Angebots ist es nicht nur, den Kindern Freude und Spaß an der Bewegung zu vermitteln, sondern auch eine altersadäquate motorische Entwicklung zu gewährleisten. Positive Erfahrungen mit und durch Sport wirken sich nachhaltig auf eine resiliente Persönlichkeitsentwicklung aus und stärken das Selbstbewusstsein. Die step stiftung (www.step-stiftung.de und www.kick-for-girls.de) trägt die Verantwortung für die konzeptionelle, personelle sowie infrastrukturelle Entwicklung des Lernortes. Der Aufbau eines Curriculums umfasst sowohl Sportarten wie Fußball, Takraw, Volleyball, Badminton und Basketball als auch erlebnispädagogische Angebote. Die Umsetzung steht dabei im Einklang mit den biographischen Prägungen und soziokulturellen Präferenzen der Kinder der School for Life.
Die Tänze und die Musik Nordthailands können gepflegt und das Kunsthandwerk erlernt werden. Zugleich kann Neues in interkulturellen Begegnungen entstehen. Workshops mit einheimischen Künstlern und internationalen Gästen, die Kinder und Jugendliche einschließen, regen eigene Produktionen an. Eine interethnische Jam Session mit Bambus-Saxophonisten und Volksmusikern oder die Entwicklung einer Ethnic Fashion für Kinder: Es sind schon jetzt Ansätze zu finden, die den Weg weisen.
Die Kinder sollen zwei- bis dreisprachig aufwachsen und neben der Sprache ihrer Ethnie die thailändische sowie die englische Sprache lernen. Erwachsene werden entweder thailändisch oder englisch kommunizieren. Vom Englisch auf der Farm profitieren auch die Lehrer der Schule; sie wollen selber Englisch lernen, um es unterrichten zu können. Kommuniziert wird auch via Internet. Die Kinder werden über interaktive Software mit dem Computer vertraut gemacht, sie lernen über E-mails zu korrespondieren und sich Zugang zu Wissen zu verschaffen.
Die Tage der Sorglosigkeit im Umgang mit natürlichen Ressourcen sind vorüber. Sinnvoll ist eine Erziehung zu intelligenter Bescheidenheit, zur Verbindung von hoher Lebensqualität bei knappem Ressourcenverbrauch. Gefragt sind hochwertige, einfache, langlebige Produkte. Nicht das wechselnde Äußere, vielmehr der Kern des Produktes ist wichtig. Intelligente Bescheidenheit bedeutet, davon entlastet zu sein, in kürzer währenden Abständen nach Neuem zu verlangen, nur weil die Produktfassade „out“ und eine neue „in“ sein soll. Das Center für Technologie & Ökologie geht von der Annahme aus, dass sich beide Bereiche verbinden lassen. Kinder sind Erfinder: Sie können in Experimenten und Projekten nach kleinen Wegen zur intelligenten Bescheidenheit suchen.
Die School for Life will ein Ort sein, an dem internationale Gäste zusammentreffen können, um neue Ideen zu entwickeln und dem Projekt Impulse zu geben. In der Gründungsgeschichte der School for Life gab es Beispiele dafür, so einen Think Tank zu „Buddhist Economics“ oder einen anderen zu „Enterprising Community Education“.
Ein Gast, eigentlich Ex-Manager einer Schokoladenfabrik, entpuppt sich als Meister des Kompostierens. Ein ‚Senior Expert‘ ist kompetent für ökologische Landwirtschaft, ein anderer fürs Bauen mit umweltfreundlichen Materialien. Popmusiker aus Deutschland kommen auf die Farm und lassen sich von den Kindern zu zwölf wunderschönen und warmherzigen Songs inspirieren; die CD/DVD „Home“ entsteht.
Master Student Workshops bringen erfahrene, kompetente Menschen aus unterschiedlichen Ländern und Lebensbereichen zusammen. Oft entstehen daraus Folgeprojekte, die zu neuen (Lern-)Ufern führen.
Grundlagen
Angesichts der unterschiedlichen Sprachen, schulischen bzw. nicht-schulischen Vorerfahrungen und ethnischen Herkunft der Kinder werden täglich Grundlagen vermittelt, die dem obligatorischen Teil des thailändischen Lehrplans folgen, ohne die weder eine sprachliche noch eine inhaltliche Verständigung möglich würde. Zu den Basics gehören Thai, Englisch, Mathematik, Social Studies, Gesundheitserziehung und Sport. Zu den fakultativen Angeboten zählen die Künste (Tanz, Musik, Malerei). Zusätzlich werden Kurse angeboten wie zum Beispiel Erste Hilfe. In Zeiten jenseits der Vermittlung von Grundlagen ist Raum für Projekte gegeben. Sie finden innerhalb von Lernbereichen statt, die die Verbindung von Theorie und Praxis, Reflexion und Aktion zulassen.